Wieder so eine „kleine“ Sache, die hier zur großen Aktion wird. Einiges hab ich dazu auch getwittert, aber nicht alles – und es ist ja auch nicht jeder bei Twitter.
Es war ein kleines Abendkonzert in einer Kirche in einem anderen Stadtteil, bei dem eine Bekannte mitgesungen hat. Ich wollte gerne hin, weil sich das Konzert nach einem netten Abend anhörte und ich sie auch gern mal wieder kurz sehen wollte, nachdem ihr spontaner Versuch vor kurzem an der Klingel gescheitert war.
Die Kirche verrät auf ihrer Homepage leider keinen Standort, zum Glück war ich misstrauisch und fragte nochmal bei meiner Bekannten nach – und das Misstrauen war berechtigt, an der im Impressum angegebenen Adresse steht nur das Gemeindehaus, die Kirche ist ganz woanders. Die Seite hat zwar viele Informationen, aber sowas wie „Anfahrt“ leider nicht^^
Also informierte ich mich, wie ich hinkomme: Bus oder Fahrrad, circa 30-45 Minuten. Ich wusste bis kurz vorher nicht, ob ich jetzt hingehe oder nicht.
Schlussendlich bin ich gegangen bzw. gefahren – mit einem Bus, der eine wahre Stadtrundfahrt macht und ganz knapp vorher ankommt, aber ich hatte keine Lust, fast eine halbe Stunde zu früh da zu sein.
Dass ich vergessen hatte, Ohrstöpsel zum Musikhören mitzunehmen, war blöd… aber zum Glück war es die meiste Zeit halbwegs ruhig im Bus und ich hatte bei der Hinfahrt den größten Teil der Strecke den einzigen Einzelsitz ergattert und zurück hatte ich ihn sogar die ganze Zeit.
Ich war von der Stadtrundfahrt irgendwann allerdings so irritiert, dass ich doch nochmal beim Busfahrer nachfragte, ob wir wirklich da hin fahren^^ (es waren in der Verbindungsübersicht auch Umsteigeverbindungen gewesen und ich hatte Angst, dass ich da evtl. was verwechselt hab).
Die Kirche war zum Glück leicht zu finden, ich hatte die Karte vorher angeschaut und sie hat auch einen ausreichend hohen Turm. Der Bus war schlussendlich doch pünktlich und ich etwa 3 Minuten vor Beginn da (sie haben glaube ich aber auch noch 2-3 Minuten zu spät angefangen). In der Kirche hatte ich eigentlich vor, mich in einer der hinteren Reihen an den Rand zu setzen (die waren komplett leer), entdeckte dann aber den alleine sitzenden Mann meiner Bekannten, den ich recht gut kenne, und beschloss, mich zu ihm zu setzen. Wir haben kurz geredet und dann kam die Herausforderung in Form einer weiteren Bekannten von ihm. Sie war zwar einen Bus vor mir gefahren, aber am Gemeindehaus gelandet. Ihr Glück war, dass besagtes Gemeindehaus auf dem Weg von meinem Bekannten zur Kirche liegt und sie ihr zumindest sagen konnten, wie sie da hinkommt (sie waren selbst mit dem Rad unterwegs).
Als sie in die Kirche kam, winkte er sie also heran, wodurch ich aber zwischen den beiden saß. Ich überlegte kurz, ob ich mit ihm tauschen soll, beschloss dann aber, dass sie nett aussieht; und sie ließ auch einen brauchbaren Abstand. Nach dem ersten Stück fiel ihm aber sogar ein, dass ich vielleicht nicht gern zwischen ihm und einer mir fremden Person sitze, und er fragte, ob ich mit ihm tauschen möchte. Fand ich nett von ihm 🙂 Er weiß von meinen Diagnosen, aber wir sehen uns nur wenige Male im Jahr und meist ist es nicht mehr als eine kurze Begrüßung – er kennt mich also nicht sooo gut.
Und es war gut, dass ich neben ihm saß, denn am Ende war ich dann von der Aussage irritiert „der Chor bleibt noch etwas zusammen, daher bekommen die Chorsänger die Blumen erst nachher ausgeteilt“ (oder so ähnlich, ich hab es nicht ganz gerafft…). Nachdem meine Bekannte auch im Chor mitgesungen hat, wusste ich nicht, ob ich sie dann begrüßen kann oder nicht. Alleine hätte ich wohl erstmal abgewartet und beobachtet, so konnte ich ihren Mann fragen, der sofort meinte „natürlich kannst du sie begrüßen“.
Was ich dann natürlich auch tat 🙂
Die nächste Herausforderung war dann, dass ich vor der Heimfahrt noch eine Toilette brauchte. Die zur Kirche gehörige (in einem Nebengebäude) war nur leider zu… ich überlegte, ob ich versuchen soll, jemanden mit Schlüssel zu finden, aber eigentlich wollte ich den nächsten Bus bekommen… und keine Ahnung, ob es jemanden gegeben hätte und der mir aufgeschlossen hätte… so war ich dann mal mutig und habe mich überwunden, in einem Restaurant zu fragen. Das sah zwar aus, als ob es noch halb zu wäre (hinter einer halb offenen Tür deckte eine Kellnerin Tische), aber es saßen Leute draußen, die bestätigten, dass schon offen ist. Die Kellnerin war total nett und wollte noch nicht einmal Geld für meinen Toilettenbesuch.
Nachdem die Bekannte meiner Bekannten ja auch mit dem Bus gekommen war, überlegte ich, ob ich sie wohl an der Bushaltestelle wiedersehen würde und wie ich mich dann verhalten sollte. Sie war allerdings nicht da, was mich zwar etwas wunderte, aber vielleicht war sie ja noch einkaufen oder hatte beschlossen, den etwas später fahrenden Bus einer anderen Linie zu nehmen (der am Bahnhof ziemlich zeitgleich ankommt, weil er keine Stadtrundfahrt macht). Soweit ok.
Womit ich dann überhaupt nicht gerechnet hatte: Sie saß schon im Bus. Keine Ahnung, warum sie zu einer früheren Haltestelle gegangen war. Ich merkte es erst, als ich halb saß, und als ich mich nochmal umdrehte, begann sie gerade in einer Zeitschrift zu lesen.
So wirklich sicher bin ich nicht, was die „übliche“ Reaktion in der Situation gewesen wäre (egal, ob ich sie jetzt an der Haltestelle oder im Bus getroffen hätte, letzteres war halt nur unerwartet). Wir hatten halt 1,5 Stunden nebeneinander gesessen und ein paar Sätze miteinander geredet, mehr nicht. Da werde ich wohl Montag mal meine Betreuerin fragen.
Sie saß hinter mir und stieg vor mir aus, insofern hatten wir keinen Kontakt mehr.
Aber insgesamt war es schön und ich bin froh, dass ich mich aufgerafft habe, auch wenn der Weg ziemlich nervig war. Und es ein bisschen frustrierend war, Leute singen zu hören und zu wissen, dass man zur Zeit nicht selbst singen kann… die Bronchitis ging von März bis Mai, aber ich habe immer noch Probleme mit der Stimme
Auf dem Rückweg war ich sogar noch einkaufen, insofern war ich zwar heute nicht sonderlich produktiv, habe aber trotzdem nicht das Gefühl, überhaupt nichts geschafft zu haben.