Zwang

Manches läuft für mich wie ein Zwang ab.
Ich muss es tun. Damit meine ich jetzt nicht irgendwelche Konventionen, denn mit denen kann ich ja nicht wirklich viel anfangen.
Wenn ich etwas angefangen habe, muss ich es zu Ende bringen. Es zu unterbrechen fällt mir extrem schwer. Das führt aber auch dazu, dass ich manche Dinge gar nicht erst anfange, weil ich Angst habe, sie nicht zu Ende bringen zu können. Egal, ob es darum geht, Zettel zu sortieren, die Wohnung aufzuräumen, ein Spiel zu spielen… immer muss ich es fertig machen können.
Wenn ich irgendwo Kacheln sehe, muss ich Muster in ihrer Anordnung suchen. (Es sei denn, die Anordnung ist eindeutig regelmäßig oder alle Kacheln sind gleich.)
Oder Flohmärkte. Wenn ein Flohmarkt ist, dann muss ich hin. Ich sammele etwas, was ich in erster Linie auf Flohmärkten bekomme. Wenn ich nicht hingehe, fühlt es sich falsch an. Ich könnte was verpassen. Aber es ist auch ein Versagen. Dass ich nicht hingehen will, liegt daran, dass mir dort zu viele Leute sind. Menschenansammlungen sind einfach nicht meins. Außerdem eile ich dann im Sturmschritt über den Flohmarkt und schaue mir die Stände an, während andere bummeln wollen, stehen bleiben… und die sind mir dann im Weg, was mich endgültig reizbar und genervt macht. Aber ich darf nicht gehen, bevor der ganze Flohmarkt inspiziert ist. Auch wenn ich gleichzeitig Angst davor habe, was zu finden, denn dann muss ich am Stand stehen bleiben, werde womöglich vom Verkäufer angesprochen und spätestens wenn ich was kaufen will, muss ich ja mit ihm reden. (Wenn ich Pech hab auch noch feilschen, und das kann ich gar nicht.)
Bei einem der Tests in der Klinik kam ein hoher Wert für Zwanghaftigkeit raus. Ich war zuerst erstaunt, weil ich an „auffälligere“ Dinge gedacht hab. Sowas wie Waschzwang oder Dinge immer in der gleichen Reihenfolge tun oder so. Gewisse Abläufe hab ich natürlich im Alltag, aber ich komme auch ganz gut klar, wenn ich eher „in den Tag rein lebe“ – solange ich das vorher weiß und ich nicht etwas geplant habe, was dann durcheinander gebracht wird… Routinen habe ich sonst eher für „schwierige“ Situationen, wo dann alles rational gesteuert und bewertet wird. Nachdem mir die Krankenschwester die Punkte genannt hat, die im Test zum Ergebnis Zwanghaftigkeit geführt hatten, war mir aber zumindest klar, wie es dazu kam.
Und wenn ich mir das jetzt so überlege, ist da wohl doch was dran…

Über gedankenkarrussel

zwischen 25 und 35, Christ, naturwissenschaftlich interessiert, Aspergerautistin im Kampf mit der Müdigkeit... (darüber schreibe ich mehr in meinem Blog https://gedankenkarrussel.wordpress.com/ )
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4 Antworten zu Zwang

  1. dieandereperspektive schreibt:

    Ich denke mach dich jetzt nicht verrückt damit, egal was da jetzt dabei herauskommt, es bedeutet nur, dass du dich jetzt der Tatsache stellst und lernst besser damit umzugehen. Die Hilfe, die dann kommt auch annehmen, wenn sie gut ist. Nach einer Weile pendelt sich das dann alles ein und es geht dir dann hoffentlich auch viel besser. Was deine Umwelt anbelangt, die lasse da mal besser außen vor, denn die haben dabei jetzt nichts besseres zu tun, als dich noch mehr zu verwirren. Das ist aber dein Ding und das ziehe bessel auch alleine durch.

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    • gedankenkarrussel schreibt:

      Verrückt mache ich mich auch nicht, ich fand es vor allem einfach interessant, weil ich halt nicht draufgekommen wäre.
      Wobei ich manchmal den Zwang schon anstrengend finde, wenn ich etwas „muss“, was schwer für mich ist, oder ich was fertig machen „muss“, wo ich eigentlich was anderes tun will/ sollte.

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      • dieandereperspektive schreibt:

        Ich denke, dass du Hilfe bekommen wirst, die „Knoten“ zu lösen, denn für mich ist das einfach nur so, dass ich Prioritäten setze. Manchmal ist nachgeben besser, manchmal aber auch ignorieren(einfach was anderes machen, ablenken). Dieses Gespür dafür zu bekommen ist das eigentlich schwierige.

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      • gedankenkarrussel schreibt:

        Mit deinem letzten Satz hast du definitiv Recht 😉

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