Wie es mir zur Zeit so geht

In den letzten Jahren gab es hier leider nur wenig Beiträge.

Was war bei mir los? Ich habe 2019 nach 7 Jahren endlich den Master abgeschlossen.

Aus dem bisherigen Nebenjob wurde ein Job im Angestelltenverhältnis (Teilzeit), leider befristet, wenn auch immerhin mit mehreren Jahren Laufzeit.
Es ist nicht der absolute Traumjob, aber er ist völlig in Ordnung. Ich mache ihn grundsätzlich gerne und verdiene trotz Teilzeit genug, um davon leben zu können.

Ich hätte Lust, zu promovieren, bin aber schon froh, wenn ich wenigstens meinen Job schaffe. Und vielleicht sogar mal noch Kraft für ein oder zwei Hobbys oder ein seltenes Treffen mit einem anderen Menschen als den Betreuerinnen drin ist. (Zur Zeit natürlich auch coronabedingt eingeschränkt.)
Vor Ort habe ich privat praktisch gar keine Kontakte mehr. Neue Kontakte finden ist schwierig. Ich war seit Jahren nicht mehr im Gottesdienst, je länger es wird, umso schwieriger wird es, wieder hinzugehen. Aber die aktuellen Inzidenzen sprechen eh dagegen.
Was promovieren angeht, spricht auch dagegen, dass ich dazu in eine andere Stadt müsste, wenn das Thema mich interessieren soll. Bloß dass mich vermutlich außer an meiner Uni, wo ich studiert habe (und es keine wirklich interessanten Themen gibt), eh keiner nehmen würde – plus meine Probleme mit einem Neuanfang.

Die ambulante Betreuung läuft weiter, mittlerweile als geteilte Betreuung. Das heißt, zwei Stunden pro Woche macht eine Betreuerin und zwei Stunden eine andere. Das läuft soweit ganz gut. Unpraktischerweise haben beide Hunde und seit Corona wollen auch mehr Klienten spazierengehen, sodass wir meist nicht so lange rauskönnen, wie ich gerne würde. (Wir waren auch schon mit Hund unterwegs, ist aber meist nicht umsetzbar, weil sie den Hund ja bei den anderen Terminen dann wieder nicht gebrauchen können.)

Die Therapie habe ich letzten Sommer beendet. Es gab schlichtweg keine Fortschritte mehr. Übermäßig gut geht es mir nicht, aber es ist zumindest auch nicht nennenswert schlechter geworden.

Das Hauptproblem ist und bleibt die ständige Müdigkeit. Teils auch schlechte Nächte, aber selbst nach guten Nächten bin ich grundsätzlich sehr müde und in den letzten Wochen eher „ich möchte vor Verzweiflung schreien“-müde. Die Arbeit ist teils eine ziemliche Qual.
Den Ärzten fällt nach wie vor nix Neues dazu ein. Es wurde mal ein vager Verdacht auf ME/CFS geäußert, aber ich denke eher nicht, dass das passt – wenn, dann wäre es schon eine sehr leichte PEM (post-exertional malaise).
Laut meiner Psychiaterin ist es bewundernswert, dass ich nicht erwerbsunfähig bin, so wie es mir geht. Ich empfinde es aktuell als „geht so“, aber vermutlich ist meine Wahrnehmung da nach all den Jahren nicht mehr ganz ohne Bias.

Corona nervt und ich habe trotz dreifacher Impfung einen ziemlichen Respekt vor möglichem LongCovid – die Studienlage ist nicht eindeutig, aber das Risiko ist mit Sicherheit nicht null oder nahe null. Bei mir bräuchte es nur eine leichte Verschlechterung meines Gesundheitszustandes und ich wäre arbeitsunfähig. Dass LongCovid so verharmlost wird und viele Leute es nicht wissen oder wahrhaben wollen, finde ich schwierig. Ich kann halt leider aus eigener Erfahrung berichten, wie anstrengend und oft auch deprimierend das Leben mit ständiger Müdigkeit und Erschöpfung ist.
Mit dem aktuellen Durchseuchungskurs kann ich entsprechend absolut nicht umgehen und ich bin froh, keine Kinder zu haben und dass aktuell auch kein Kontakt zu Familien mit Kindern da ist (obwohl ich Kinder eigentlich sehr mag).
Mit Masken, auch FFP-Masken, komme ich zum Glück inzwischen klar. Am Anfang war bei mir totale Panik, weil ich die Masken im Gesicht nicht ertragen habe.
Bei der Arbeit war ich den größten Teil der letzten zwei Jahre im Homeoffice, aber zwischendurch gab es auch mal Phasen, wo ich vor Ort gearbeitet habe.
Ich hatte schon vor Corona kaum noch Kontakte vor Ort (die wenigen, die es gab, sind bis auf eine Person weggezogen) und wie schon erwähnt ist es aktuell noch schwieriger als ohnehin schon, neue zu knüpfen. Insofern bin ich froh um die ambulante Betreuung.

Der Kampf für Behindertenrechte und insbesondere gegen ABA fühlt sich oft an wie der sprichwörtliche Kampf gegen Windmühlenflügel. Die meisten Leute interessiert es einfach nicht. Oder es ist zu lästig, wenn diese nervigen Autisten sich nicht zu 100% anpassen wollen. Ist doch egal, dass das ständige Maskieren ihre Gesundheit massiv gefährdet.

Also alles nicht so toll, aber es könnte auch schlimmer sein. Die Angst, dass die Müdigkeit noch schlechter wird, bleibt. Genauso die Angst, dass aus den depressiven Phasen wieder eine ausgewachsene Depression wird.
Zukunftsängste gibt es auch, weil ich meine Chancen auf einen Job, der für mich machbar ist und in Teilzeit genug Geld zum Leben abwirft, als ziemlich gering einschätze, sollte mein Vertrag nicht verlängert werden.

Ich versuche, nicht zu weit in die Zukunft zu denken. Klappt mal besser, mal schlechter.

Über gedankenkarrussel

zwischen 25 und 35, Christ, naturwissenschaftlich interessiert, Aspergerautistin im Kampf mit der Müdigkeit... (darüber schreibe ich mehr in meinem Blog https://gedankenkarrussel.wordpress.com/ )
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