Eigentlich finde ich solche „Wir sind …“-Formulierungen wie „Wir sind Papst/ Weltmeister/ etc.“ ziemlich doof. Ich bin weder Papst (Päpstin? *g*) noch kann ich Fußball spielen (man kann eher froh sein, wenn ich keine Eigentore schieße^^). Autismus bin ich zwar nicht, sondern eher Autistin, aber hier hängt die Bezeichnung ja auch mit dem Verband „Autismus Deutschland“ zusammen.
Mir ist schon klar, dass Autismus Deutschland seinen Fokus auf frühkindlichem Autismus hat. Dennoch finde ich es schade, dass dort erwachsene, sprechende Autisten offenbar kaum einbezogen werden – diese wären doch eine absolute Bereicherung. Ich höre öfters von Eltern, dass sie sie froh um die „Innensichten“ sind, die erwachsene Autisten ihnen vermitteln. Zu dem Verband kann ich allerdings wenig selbst sagen, dazu haben andere bessere Artikel geschrieben, z.B. Mela und v.a. quergedachtes, der gerade auf einer Tagung des Verbands war.
Ich wünsche mir eine Zusammenarbeit von Autisten und Nicht-Autisten. Die Autisten können ihre Wahrnehmung und Bedürfnisse kommunizieren, die Nicht-Autisten können davon lernen und die Dinge übernehmen, die die Autisten selber nicht schaffen, und dem ganzen mehr Gewicht verleihen – und dann natürlich auch diejenigen unterstützen und ggf. für sie sprechen, die das selbst nicht können. Oft wird es sich ja um Eltern handeln, die ihr Kind selbst am besten kennen und das Beste für es wollen.
Ich wünsche mir aber auch mehr Offenheit für das, was man als „das Beste“, „Therapieziel“ o.ä. bezeichnet. Mein primäres Ziel ist nicht, in der Öffentlichkeit so unauffällig wie möglich zu leben und als „geheilt“ zu gelten – zumindest nicht um den Preis, dass man mit mir Therapien veranstaltet, die eher an Dressur erinnern, Bleichmittel einflößt oder dergleichen mehr.
Mein Ziel ist es, so sein zu dürfen, wie ich bin, und ein eigenständiges Leben zu leben. Gut, letzteres ist vielleicht nicht bei jedem zu 100% möglich, ersteres allerdings schon. Selbstverständlich gibt es Grenzen und natürlich gibt es Dinge, die ich lernen/ akzeptieren muss, weil es gute Gründe dafür gibt.
Ok, das sprengt den Rahmen dieses Artikels wohl etwas, es gibt aber gleich einen weiteren Artikel dazu.
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Zitat: „Autismus bin ich zwar nicht, sondern eher Autistin, “
und da jeder Autist, jede Autistin anders ist, ist es WICHTIG, die Gesamtheit des Spektrums in der Öffentlichkeit zu kommunikzieren! 💡 🙂
Dafür ist das Wir so wichtig. ❤ 😉
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Ich hätte im Normalfall dennoch eher gesagt „wir sind Autisten“ oder mir sonstwie eine Formulierung gesucht – aber in dem Zusammenhang passt es schon. Das WIR habe ich ja nie in Frage gestellt 😉
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Ich wünsche dir das all deine wünsche in Erfüllung gehen 🙂
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